DIE WAHL-UMFRAGE
UMFRAGE - ANTWORTEN
Was heisst für Sie « in Würde alt werden», wie es das Altersleitbild der Stadt Wil vorgibt?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
In Würde alt werden bedeutet für mich, dass ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können, Zugang zu allen gesellschaftlichen Bereichen haben und ihre Bedürfnisse respektiert werden.
URSULA EGLI (SVP)
Das bedeutet, dass die älteren Menschen über die Wertschätzung, die Betreuung und die Mittel verfügen sollen, damit ihnen auch in der dritten Lebenshälfte ein würdevolles Leben ermöglicht werden kann.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Nach einem mit Arbeit gefüllten Leben den Lebensabend ohne finanzielle Sorgen oder Existenzängste, möglichst in Gesundheit geniessen zu können.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Eine würdevolle Existenz bedeutet für mich vor allem: Individualität, Autonomie und Integration. Die Gesellschaft soll auch für ältere Personen vielfältige Lebensformen und Teilhabe ermöglichen.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Um in Würde alt werden zu können, muss die Selbstbestimmung einer Person möglichst lange gewährt bleiben, wenn nötig durch Unterstützung von Angehörigen oder von entsprechenden Fachpersonen.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Wenn einer älter werdenden Person die gebotene Achtung für ihre Lebensleistung gezollt wird, kann sie würdig alt werden.
MANUEL NICK (SP)
Möglichst selbständig entscheiden und leben können bis ins hohe Alter. Dafür braucht es Wohn- und Serviceangebote, die individuell abrufbar und bedürfnisgerecht sind.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Selbstbestimmt mit möglichst viel Freiheit älter werden und möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Als Politiker verfolge ich das Ziel, Rahmenbedingungen zu schaffen, die unsere Stadt für alle Generationen lebenswert macht.
Wie stellen Sie sicher, dass in den Projekten der Stadt Wil die über 60-Jährigen genügend Einfluss nehmen können?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
Wir stellen sicher, dass die über 60-Jährigen in Projekte der Stadt Wil eingebunden werden, indem wir z. B. das Forum 60plus aktiv unterstützen und darauf achten, dass die Altersgruppe über diese Interessensvertretung auch in die diversen Mitwirkungen der Stadt Wil eingebunden wird.
URSULA EGLI (SVP)
Die Kommission Gesundheit, Alter, Behinderung der Stadt Wil vertritt die Interessen der älteren Menschen auf der institutionellen Ebene. Dazu kommen die Aktivitäten des privaten Forums 60plus, das von der Stadt unterstützt wird.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Ich denke, dass mit Hilfe der «Mitwirkungen» aber auch unter Einbezug der Interessensgruppen eine optimale Basis geschaffen ist, um alle Anspruchsgruppen anzusprechen und Ideen oder Einwände abzuholen.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Öffentliche Mitwirkungsverfahren müssen niederschwellig und adressatengerecht sein. Organisationen wie das Forum 60plus sind für die Politik wichtige Ansprech- und Kooperationspartner.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Durch aktive Einbindung von Personen 60+ in die politischen Prozesse. Aktuell sind 11 von 40 Parlamentsmitgliedern über 60 Jahre alt, ich denke damit ist die Einflussnahme bereits gut sichergestellt.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Als AHV-Bezüger zähle ich selber zur Gruppe der über 60-Jährigen und habe sehr viel Kontakt mit gleichaltrigen Personen. So kenne ich deren Bedürfnisse bestens und kann sie auch gut einbringen.
MANUEL NICK (SP)
Einbezug des Forum 60plus bei Projekten, die Menschen im Alter besonders betreffen. Es wäre auch ein Altersparlament analog zum Jugendparlament denkbar.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Partizipation ist das Schlüsselwort. Es gilt dabei die Bedürfnisse der verschiedensten Interessengruppen zu berücksichtigen und entsprechend Plattformen zur Teilhabe zu schaffen und auch zu nutzen. Die Stadt Wil hat in der laufenden Legislatur verschiedenste Mitwirkungsformen zu vielen Projekten durchgeführt, dies gilt es weiterzuführen und wo nötig Korrekturen vorzunehmen.
Die Gesellschaft wird immer älter. In welcher Art und Weise muss die Politik darauf reagieren?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
Der demographische Wandel ist in den Zukunftsplänen der Stadt Wil zu berücksichtigen. Die neuen Mitwirkungsformen, mit denen versucht wird, alle Teile der Gesellschaft in die Prozesse einzubilden, erachte ich als Vorteil.
URSULA EGLI (SVP)
Im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten muss die Stadt die Altersvorsorge sichern, ebenso die Pflege und die Gesundheitsversorgung, altersgerechtes Wohnen fördern und die soziale Teilhabe der Älteren gewährleisten.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Der Mensch wird immer älter, dank des medizinischen Fortschritts und weil unser heutiger Lebensstil es begünstigt. Bestehende Angebote müssen an diese Entwicklung angepasst werden.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Die Lebenserfahrung der Generation 60plus ist eine wertvolle Ressource. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ältere Personen motivieren, möglichst lange aktiv und engagiert zu bleiben.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Es müssen Angebote geschaffen werden, welche ein langes selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dabei spielen geeignete Wohnformen, ein gutes Gesundheitsangebot sowie Begegnungsräume eine wichtige Rolle.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Dass die Gesellschaft älter wird, ist zunächst eine positive Botschaft. Da ist viel Potential für jedes Individuum und auch für die Gesellschaft. Die Politik muss allfällig neu entstehende Ungleichgewichte ausgleichen.
MANUEL NICK (SP)
Trotz der älteren Gesellschaft muss Politik zukunftsgerichtet sein. Wichtig für ältere Menschen sind gute Gesundheitsversorgung, Schutz vor Hitze und Serviceangebote. Es braucht eine Fachstelle Alter.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Die Altersvorsorge muss solid finanziert sein, Pflegepersonal muss gefördert und die Infrastrukturen müssen altersgerecht angepasst werden. Zudem sollte das lebenslange Lernen verstärkt gefördert werden, um die soziale Integration und Lebensqualität im Alter zu verbessern.
Die Altersvereinsamung ist ein grosses Problem. Wichtig für ältere Menschen sind Begegnungsorte. Welche Möglichkeiten sehen Sie für Wil?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
Generationensiedlungen sind interessante Projekte, wo neben Familienwohnungen und Kindergärten auch Alterswohnungen an einem Ort integriert werden. Auch ein öffentliches Wohnzimmer, wie es im Turm angedacht wird, könnte ein interessanter Ansatz sein.
URSULA EGLI (SVP)
Es gibt bereits verschiedene Angebote, um der Altersvereinsamung entgegenzuwirken. Pro Senectute Wil/Toggenburg bietet zahlreiche Kurse an, wo sich die älteren Menschen treffen können. Im weiteren sind die Jahrgängervereine sehr aktiv und bieten diverse und zahlreiche Aktivitäten.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Ich glaube, dass der zukünftige Stadtpark aber auch der umgebaute Bahnhof mit der Allee solche Begegnungsorte schaffen werden, wo sich Jung und Alt wohlfühlen können.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Viele: niederschwellige Angebote zum Essen, Spielen und Musizieren; Förderung von Nachbarschaftshilfe; Schaffung von Quartiertreffpunkten; Aufwertung von Stadträumen; Unterstützung von Vereinen.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Ein belebtes schön gestaltetes Zentrum mit Berücksichtigung der Bedürfnisse von Älteren schafft solche Orte, z.B. der aufgewertete Churfirstenpark oder auch eine Beiz am Weier, werden Begegnungsorte sein.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Begegnungsorte sind wichtig, aber sie lösen das Problem nicht. Das grösste Problem ist es, die vereinsamten Menschen zu erreichen und sie zu aktivieren. Hier ist viel persönlicher Einsatz der Gesellschaft gefordert.
MANUEL NICK (SP)
Familienzentren und Quartiertreffs sollten offen für alle sein. Vereine wie Jahrgänger-, Turnvereine sollten von der Stadt unterstützt werden. Ein Zeitgutschriftenmodell könnte eingeführt werden.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Hier könnte auch ein Projekt "Zeitvorsorge" helfen. Mit einem solchen Projekt wird der soziale Kontakt gefördert und mit einem persönlichen Engagement tut man etwas Gutes für ältere Menschen und die Gesellschaft. Gleichzeitig kann man die eigene "Altersvorsorge" steuerfrei und wertbeständig ergänzen.
Gemäss Altersmonitor 2022 der Pro Senectute ist die Altersarmut im Kt.St. Gallen mit über 20% hoch. Welche zusätzlichen Angebote sehen Sie für Armutsbetroffene in Wil?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
Die Stadt Wil sollte darauf hinwirken, dass die bestehenden Angebote auch ausgeschöpft werden können, beziehungsweise bei den Betroffenen bekannt sind. Viele der Betroffenen könnten z. B. von Ergänzungsleistungen profitieren, wissen das aber nicht.
URSULA EGLI (SVP)
Verschiedene Unterstützungsangebote sind verfügbar, allen voran die Ergänzungsleistungen, die ein wichtiger Bestandteil des Sozialstaates sind, um die Altersarmut zu bekämpfen.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Ich bin der Meinung, dass man die Organisationen mehr unterstützen sollte, die solche Beratungen bereits anbieten. Lieber hier investieren und damit den Erschaffern unseres Wohlstands Respekt zollen.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Schaffung von EL-konformen Wohnungen; Tarifvergünstigungen für städtische Dienstleistungen, den öffentlichen Verkehr und kulturelle Angebote; allenfalls zusätzliche Verpflegungsmöglichkeiten.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Eine Möglichkeit für ein Angebot, welches ich absolut sinnvoll und unterstützenswert finde, ist die Zeitvorsorge. Der Stadtrat hat hierzu eine Anfrage zu beantworten. Ich hoffe, dieses Angebot kommt zustande.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Zunächst müssen die bestehenden Instrumente ausgeschöpft werden. Die Beantragung von Ergänzungsleistungen darf nicht zum Spiessrutenlaufen durch die Institutionen werden. Das bedingungslose Grundeinkommen (vielleicht zunächst nur für ältere Menschen) wäre ein guter Ansatz.
MANUEL NICK (SP)
Gute und zugängliche Beratungsangebote sind entscheidend, damit man die Menschen unterstützen und begleiten kann. Das ist für alle armutsbetroffenen Menschen wichtig, nicht nur für ältere Menschen.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Viele der Armutsbetroffenen haben Anspruch auf EL und verzichten entweder aus Scham oder Unwissen auf EL-Leistungen. Hier muss angesetzt werden, dass diejenigen Personen welche einen Anspruch haben, die Gelder auch beantragen.
Altersarmut ist häufig nicht sichtbar und oft mit Scham behaftet, wie könnten die Betroffenen in Wil besser erreicht werden?
ANDREAS BREITENMOSER (Die Mitte)
Die Stadt Wil könnte hier Aufklärungsarbeit leisten, indem z. B. die Angebote von Pro Senectute noch aktiver bekannt gemacht werden, z. B. mit einem Infoschreiben mit dem Erreichen des Rentenalters. Die Sozialhilfe der Stadt Wil unterstützt Betroffene ausserdem sehr gerne.
URSULA EGLI (SVP)
Auch hier macht Pro Senectute eine sehr gute Arbeit, indem sie die entsprechenden Informationen bekanntmacht. Zudem sind auch die Angehörigen der Betroffenen in der Verantwortung, diese auf die Angebote aufmerksam zu machen.
ANDREAS HÜSSY (SVP)
Über die Organisationen wie zum Beispiel Pro Senectute, die niederschwellige Beratungen bei der betroffenen Person zu Hause durchführt, unterstützt durch die Stadt.
SEBASTIAN KOLLER (GRÜNE prowil)
Niederschwellige und diskrete Beratungsangebote zum Thema Alter und Finanzen könnten ausgebaut u./o. besser bekannt gemacht werden. Das Steueramt könnte Betroffene auf solche Angebote hinweisen.
CORNELIA KUNZ (FDP)
Wichtig ist die Nähe der entsprechenden Fachpersonen zu den potenziell betroffenen Personen. Um dies zu erreichen, müssen diese an den Begegnungsorten und in den Institutionen präsent sein.
HANS MÄDER (Die Mitte)
Das weiss ich nicht. Ich meine, der beste Weg ist eine persönliche Beziehung. Hier könnte das Forum 60plus einen wichtigen Beitrag leisten.
MANUEL NICK (SP)
Aufsuchende Sozialarbeit bei Änderung der Lebenssituation. Kurse Ü60 zur Pensionierungsvorbereitung. Vernetzung zwischen Stadt, katholischer, evangelischer Kirchgemeinde und islamischer Gemeinschaft.
JIGME SHITSETSANG (FDP)
Beispielsweise mit einer koordinierten Sensibilisierungskampagne von Pro Senectute, der Stadt Wil und den Landeskirchen. Die stadträtliche Kommission Gesundheit, Alter und Behinderung unter der Führung der künftig neuen Departementsführung könnte ein solches Projekt initialisieren.